Berichte
KUND besichtigt das Stellwerk Kerzers
Am 13. September versammelten sich zehn neugierige KUND-Mitglieder am Bahnhof Kerzers, bereit für eine ganz besondere Zeitreise: die Besichtigung des historischen Stellwerks.
Eine Zeitreise ins historische Stellwerk Kerzers
Geführt wurde die Gruppe vor Ort von Markus Brand, seinerseits über 40 Jahre lang Fahrdienstleiter – damals noch Betriebsdisponent genannt – am Bahnhof Kerzers. Mit spürbarer Begeisterung erklärte er die komplexe Technik von Freigabe- und Wärterstellwerk und würzte seine Erläuterungen mit zahlreichen Anekdoten aus über vier Jahrzehnten Berufserfahrung. Dadurch wurde die Führung nicht nur lehrreich, sondern auch lebendig und unterhaltsam.
Ein einzigartiges Eisenbahnerlebnis
Der Bahnhof Kerzers ist ein Ort von europäischer Eisenbahnbedeutung. Hier kreuzen sich die 1876 eröffnete Linie Lyss–Lausanne der Jura-Simplon-Bahn (seit 1903 SBB) und die von der BLS betriebene Bern–Neuenburg-Bahn (Eröffnung 1901) – und das in einem spitzen Winkel.
Diese Kreuzung zweier normalspuriger Vollbahnen auf gleicher Höhe ist nicht nur in der Schweiz einmalig, sondern gilt auf dem europäischen Kontinent als Rarität. Das Schienenkreuz machte den Bau besonders zuverlässiger Sicherungstechnik zwingend notwendig.
Im Zuge des Baus entstand das bis heute erhaltene Wärterstellwerk, welches mittlerweile unter Denkmalschutz steht. Bis zur Einstellung des Betriebs im Jahr 2004 wurden von hier manuell die Weichen und Signale des Bahnhofs gesteuert und dafür gesorgt, dass alle Züge auf die richtigen Geleise fahren. Die ungewöhnliche geografische Lage der beiden Linien machte das Stellwerk zum Herzstück der gesamten Anlage.
Nach der Stilllegung des Stellwerks übernahm der Verein Stellwerk Kerzers die Verantwortung für den Erhalt und Unterhalt dieses einzigartigen Bauwerks ein und ermöglichen Besuchenden spannende Einblicke in die Welt der Rollen, Drahtzüge und Signalhebel.
Nach all den spannenden Informationen der Führung liessen die Mitglieder den Anlass bei einem gemütlichen Apéro mit lokalen Köstlichkeiten ausklingen.
Wir danken an dieser Stelle allen Teilnehmenden für das Interesse und dem Verein Stellwerk Kerzers für sein wertvolles Engagement.
Wer ebenfalls erfahren möchte, wie früher der Bahnbetrieb gesteuert wurde – oder das Geheimnis der schwarzen Krawatte über dem Stellhebel von Weiche 20 lüften will – dem sei eine Führung wärmstens empfohlen.